Partizipatives Projekt: Erntekanal 2015
Partizipatives Projekt: Erntekanal, 2015
Plastikgefäße, Wassertank, Dachlatten, Seile, Erde, Gemüsepflanzen, ca 1100 x 1100 cm
Die Bildhauerin Birgit Cauer nutzte die Situation des Potsdamer Stadtkanals für eine skulptural-gärtnerische Intervention. Der historische Kanal (früher ein Entwässerungsgraben, der Bauland für die barocke Stadterweiterung Potsdams trockenlegte), wurde 1962-1965 zugeschüttet. 1999 wurde ein Teilstück in der Yorckstraße rekonstruiert, das nun fast das gesamte Jahr über eine trockene, etwas verwahrloste Brachfläche im Stadtzentrum ist.
Birgit Cauers Anliegen war es, mit ihrer Installation ein Stück öffentlichen Raums zu verlebendigen, nutzbar zu machen und damit auch einen Vorschlag für mehr Lebensqualität in der Stadt zu unterbreiten. Existenzielle, ursprüngliche Kreisläufe wurden gemeinschaftlich neu ins Bild gesetzt: Bauen, Pflanzen, Wässern, Pflegen, Ernten.
Für den Bau der skulpturalen Garten-Installation waren Freiwillige zur Mitarbeit eingeladen. Es trafen sich Anwohner, Kinder, Freunde und Bekannte der Künstlerin sowie neu in Potsdam angekommene Syrer, die ein Pflanzelement in der Form ihrer verlassenen Heimat bauten. Im Laufe der Projektzeit wurde mehrfach geerntet und gemeinschaftlich gegessen.
Erntekanal vereint als vielschichtiges Projekt, die plastisch-bildhauerischen Aspekte der mit Altmaterial hergestellten Pflanzinseln, kommunikative Momente in Gesprächen mit neugierigen Passanten und gemeinschaftliche Interaktionen. So wurde die Arbeit zu einer äsozialen Plastik im eigentlichen Sinne des Wortes. Am 3. Oktober wurde der Kanal für das jährliche Kanurennen geflutet und die Pflanzungen verwandelten sich in schwimmenden Gärten.
Die Originalernte aus dem Kanal wurde noch vor dem Frost abgeerntet und in einer Edition auf Dauer gestellt.